Die Nachwirkungen des Quälgeists
Im August haben wir über das Thema Mobbing berichtet - Beitrag nachlesen.
Daraufhin haben einige Leserinnen ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen mit uns geteilt – ein starkes Zeichen dafür, wie wichtig es ist, über dieses Thema zu sprechen. Den Anfang machte der 1. Teil des Textes von Kiki Stella den wir für euch aus dem englischen Original übersetzt haben - Beitrag nachlesen.
Der 2. Teil von Kiki Stellas Text hat uns besonders berührt. Die Quintessenz ihrer Gedanken deckt sich stark mit der MADITA-Mission: Zusammenstehen, Bewusstsein schaffen – #miteinanderfüreinander, #wirhörennichtauf.
Herzlichen Dank, Kiki Stella, dass du dir die Zeit genommen hast, deine Gedanken aufzuschreiben und mit uns zu teilen.
Gastbeitrag von Kiki Stella
Sollten Mädchen nicht mehr mit überzogenen Erwartungen erzogen werden? Das enge Korsett, in das sie von klein auf gepresst werden, hat schwerwiegende Folgen. Suizidgedanken, Posttraumatische Belastungsstörungen, Angst, Depressionen … Die Diätkultur ist zwar nichts Neues, aber sie betrifft nachweislich jedes Jahr immer jüngere Mädchen. Die Folgen sind Dysphorie und Essstörungen. Mobbing – sowohl in den Medien als auch im Alltag – trifft selbst die stärksten unter ihnen.
Schon seit Generationen werden Mädchen und Frauen mit Sorgen um ihr Körperbild konfrontiert. Doch die heutige Medienwelt verstärkt das schädliche Ideal „dünn ist schön“ massiv. Was nach außen hin als Schönheitsnorm erscheint, verinnerlicht sich – und verwandelt sich in eine kritische Stimme im Kopf jedes Mädchens. Das Selbstwertgefühl sinkt, während das eigene Körperbild im Inneren verzerrt wird.
Ein Beispiel: Ein 12-jähriges Mädchen sagte einmal zu mir: „Ich sehe aus wie eine Tür.“ Eine scheinbar harmlose Bemerkung, doch in Wahrheit ein Ausdruck von geringem Selbstwert und Körperschemastörung. Solche Aussagen sind Warnsignale: Negative Gedanken über den eigenen Körper können gefährliche Bahnen nehmen.
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Außerer, oder innerer Druck?
Der Druck, dünn zu sein oder den „perfekten“ Körper zu haben, kommt heute nicht mehr nur von außen, sondern auch von innen. Was viele übersehen: Dieses Ideal wird uns ständig durch Social Media, Werbung, Sportvereine, Magazine und Marketingkampagnen eingetrichtert – nicht aus Fürsorge, sondern um zu verkaufen. Für Mädchen ist es oft kaum mehr möglich, echte eigene Gedanken von den antrainierten zu unterscheiden.
Deshalb müssen wir schon früh damit beginnen, Mädchen zu stärken, und zwar bevor die Medien ihre kindliche Freude und ihr Selbstbewusstsein dämpfen. Noch herrscht eine Flut restriktiver Ideale, die Mädchen und Frauen überrollt.
Wir können diese Welle jedoch noch drehen. Wir können eine Gesellschaft schaffen, in der Mädchen gemeinsam aufblühen, statt ihre Dornen zu schärfen.
Der Weg dahin: Zusammenstehen, Reden, Bewusstsein schaffen. Befreiung kann früh beginnen – besser heute als morgen.