Das Gewicht der sozialen Medien
Im August haben wir über das Thema Mobbing berichtet - hier kannst du den Beitrag nachlesen.
Daraufhin haben einige Leserinnen ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen mit uns geteilt – ein starkes Zeichen dafür, wie wichtig es ist, über dieses Thema zu sprechen. Den Anfang macht der 1. Teil eines Textes von Kiki Stella, den wir für euch aus dem englischen Original übersetzt haben. Der 2. Teil ist am Ende dieses Beitrages verlinkt.
Gastbeitrag von Kiki Stella
Aus meiner eigenen Erfahrung und durch die Beobachtung anderer junger Mädchen weiß ich, dass die Auswirkungen sozialer Medien und Cybermobbing unterschätzt werden. Mit jedem neuen Tag verschlechtert sich dein Selbstbild vor der Frontkamera, wenn sich dein soziales Leben darum dreht, wie du aussiehst und dich anderen gegenüber verhältst. Ein „clean Girl”-Image („makelloses Mädchen“-Image) wird in sozialen Kreisen gelobt, auf Instagram bewundert und sofort abgewertet, wenn eine Haarsträhne nicht sitzt.
Der Druck durch soziale Medien zwingt Mädchen dazu, zu schnell erwachsen zu werden, sich mit Trends zu beschäftigen, und ironischerweise ist es auch ein Trend, keinem Trend zu folgen. Einem Trend zu folgen oder nicht zu folgen, ist sehr anspruchsvoll. Wenn man dem aktuellen Trend nicht folgt und sich dafür entscheidet, sein eigenes Ding zu machen, muss man damit Erfolg haben, sonst riskiert man soziale Ausgrenzung und wird als „seltsam” abgestempelt. Auf der anderen Seite ist das Folgen von Trends eine schnelllebige Strömung, von der man mitgerissen wird; ständig ändert sich etwas, von Sonnenbrillen über Wasserflaschen, Shorts, Schuhe, Taschen, Stifte, Notizbücher bis hin zu Schmuck usw. Das erfordert Geld, Zeit und Mühe.
Foto von Nathan McBride auf Unsplash
Soziale Medien vermitteln ein falsches Bild davon, was Weiblichkeit ist. Mädchen tappen in die Falle des Konsums, indem sie versuchen, zu schnell weiblich zu werden. Die Medien (wie auch die Gesellschaft insgesamt) haben das Konzept der Weiblichkeit kommerzialisiert und vermitteln es als etwas, das man mit ein paar Klicks auf dem Smartphone kaufen kann.
Werbung und Marketing, die ein bestimmtes Bild von Frauen vermitteln, werden jungen Mädchen schon von klein auf aufgezwungen, sodass es schwierig ist, zwischen einer westlich geprägten Ideologie und dem tatsächlichen Wesen einer Frau zu unterscheiden. Eine „Frau” trägt eine Handtasche, weil sie vornehm, elegant und gepflegt ist. In dieser Handtasche hat sie alles dabei, was sie täglich braucht, um sich der Welt zu stellen. In Wirklichkeit braucht ein Mädchen in ihrer Tasche nur Freundlichkeit, Verständnis und Mitgefühl ... und vielleicht einen Stift.
Soziale Ausgrenzung kann stattfinden, wenn man individuell außerhalb der Kontrolle eines gewählten symbolischen Anführers erfolgreich ist. Diese schädlichen Stereotypen zwingen junge Mädchen dazu, andere aufgrund ihrer eigenen Unsicherheiten oder Eifersüchteleien (im Internet) zu mobben. Was diese jungen Mädchen über das Telefon ausdrücken, ist lediglich ein Spiegelbild ihrer selbst, das sie immer wieder sehen, hören und wiederholen. Einstellungen wie diese müssen angesprochen und in Schulen und Familien thematisiert werden. Veränderung geschieht nur durch Reden und Handeln.
Wenn man es also oft genug sagt, wird es dann wahr?
Eine bestimmte Ästhetik zu erfüllen, ist in der Schule wirklich das A und O. Während des größten Teils deiner schulischen Laufbahn lastet ebenso viel Druck darauf, dich in deine „Clique” einzufügen, wie darauf, deine Prüfungen zu bestehen. Soziale Medien zwingen Mädchen dazu, sich mit einem Label zu versehen, um sich bestätigt zu fühlen. Als „clean Girl” hat man alles organisiert und perfekt, was den Vorstellungen junger Mädchen von „Weiblichkeit” entspricht. In einer von Medien durchdrungenen Welt hat sich unter Mädchen eine Hierarchie gebildet, die zu internen Konflikten und sozialer Ausgrenzung führt, obwohl Mädchen eigentlich gemeinsam gegen die Härte einer patriarchalischen Gesellschaft vorgehen sollten. Freunde zu haben, zu denen man passt und zu denen man gehört, gibt einem Sicherheit, aber wenn man von diesem Weg abweicht, bedeutet das nicht, dass man allein ist, sondern dass es da draußen andere gibt, die man finden und an denen man sich festhalten kann. Wenn Menschen dich herunterziehen, gehe den Weg allein, denn jeder findet irgendwann jemanden, der dich wieder hochzieht.
Teil 2 des Beitrags ist bereits ebenfalls erschienen - Beitrag lesen